ERFAHRUNGSBERICHTE
FLAUTE? WIR PFEIFEN DRAUF!
Stellen Sie sich vor: Ein sonniger Sommertag, weiß-blauer Himmel überm See, eine leichte Briese kräuselt die Wasseroberfläche, zig Segelboote ziehen lautlos übers erfrischende Nass, man hört nur die Rufe der Wasservögel und hin und wieder das Schlagen eines Segels…
zum Lesen des Erfahrungsberichtes, klicken Sie bitte auf den Artikel – es öffnet sich dann eine PDF-Datei.
Wie innig würde man sich jetzt auf so ein Boot wünschen, mitsegeln und das einmalige Gefühl des kaum hörbaren Gleitens auf dem Wasser genießen. Wenn, ja wenn man nur des Segelns mächtig wäre. Die Lösung: ein Elektroboot!
Wir haben es ausprobiert: Auch wer keine Ahnung hat vom Segeln kann nämlich ein Elektroboot steuern. Ohne Muskelkraft und stattdessen von einem flüsterleisen Elektromotor angetrieben, vermittelt es ein ähnliches Gefühl, als würde man sich auf einem windgetriebenen Boot befinden. Sebastian Ernst vom Bootsverleih Ernst aus St.-Alban/Dießen am Ammersee briefte uns, die Macher des SchlossMagazin Hannelore Eberhardt-Arntzen und Raimund Arntzen, an einem schönen Sommertag für unseren ersten Elektroboot-Törn. Wir liehen uns bei ihm das erst im Juni 2017 zugelassene Boot Modell Lago Classic mit Lithium-Ionen-Akkutechnologie und edler Ausstattung, gebaut von
der heimischen Marke MY Elektroboat. Es ist im Retro-Stil designed und lässt doch in Sachen Komfort keine Wünsche offen, wie sich herausstellen sollte. Mit einer Länge von 6,65 m und einer Breite von 1,78 m ist es prinzipiell für vier Personen ausgelegt. Da wir nur zu zweit waren, hatten wir noch mehr Genussplatz zur Verfügung. Also erst mal rein mit der Kühltasche und den Badesachen ins zentrale Loungecockpit. Da es die Mittagssonne bereits ziemlich gut meinte, waren wir glücklich über das schattenspendende Verdeck, das sog. Bimini. Bootsverleiher Sebastian Ernst erklärte uns am Anlegesteg die Funktionen der Geräte an den Armaturen und gab uns wichtige Tipps mit auf den Weg: Nicht zu nah ans Ufer fahren; trotz des geringen Tiefgangs von 45 cm könnte man sonst aufsitzen oder sich in Wasserpflanzen verfangen (Extratipp das eingebaute Echolot beachten). Und lieber schön cruisen als ständig full speed über den Ammersee flitzen. Denn dann wäre der Akku schnell leer und das Bootsvergnügen vorzeitig beendet. Damit keiner auf dem See antriebslos liegen bleibt, informiert das Borddisplay stets über die verbleibende Restfahrzeit. Als wichtige Verkehrsregel galt zu beachten: Wer einen Motor hat, muss anderen Wasserfahrzeugen die Vorfahrt lassen. Bei herrlichem Sonnenschein legten wir gut gelaunt ab und steuerten erst einmal Richtung Seemitte, interessiert beäugt von Seglern und Stand-up-Paddlern. Kein Segel, kein Laut und trotzdem ordentlich Fahrt. Ein kleiner Dreh am stufenlosen „Gas“ und das Lago Classic nahm Geschwindigkeit auf oder verlangsamte seine Fahrt. Am glänzenden Mahagoni-Steuer fühlten wir uns fast schon wie Yachtbesitzer. Darauf ein Gläschen mitgebrachter Champagner! Er wurde in der Kühlbox unter Deck auf Idealtemperatur gehalten und fand im Cockpit in speziellen Armaturen den nötigen Stand. Während der eine Steuermann spielte, aalte sich der andere auf der großzügigen gepolsterten liegefläche auf dem deck – bis zum nächsten Steuerwechsel. So ließ sich die Zeit mit Häppchen und Sonnenbaden genüsslich vertreiben. In respektvollem Abstand fuhren wir am Ostufer entlang und betrachteten die Ammerseegestade vom Wasser aus. Schließlich lockte der See zum Schwimmen und wir ließen die ausziehbare Badeleiter zu Wasser. Noch während unseres kleinen Schwimmausflugs bemerkten wir, dass sich am Himmel plötzlich dunkle Wolken gebildet hatten. Also nichts wie
rein ins Boot, Handtücher und Kleider im Bootsrumpf verstaut und unters Bimini. Als die ersten Regentropfen fielen, blieben wir unter diesem „Schirm“ Gott sei Dank trocken. Dann folgte die Flaute; nichts ging mehr. Die Segelboote dümpelten auf dem See vor sich hin und hofften auf die Rückkehr von Sonne und Wind. Und wir? Tja, wir waren fein raus, denn wir blieben mit unserem Elektroantrieb ja windunab-
hängig! Wir pfiffen auf die Flaute und umrundeten unter den fast schon neidischen Blicken der Segler deren Boote. Zum Glück dauerte die Regenpause nicht lange und bald schon verzogen sich die Tropfen und die düsteren Mienen der Wassersportler. Wir steuerten langsam die Ernst’sche Anlegestelle an und brachten unser Lago Classic sicher nach Hause.
Ein wunderbarer Nachmittag auf dem Ammersee war zu Ende gegangen und empfahl sich zur Wiederholung.